Hochwasserschutz entlang des Bleibaches?

Das Hochwasser vom 21. Juli 2016 zeigte uns ganz deutlich, wie unzureichend Kommern und Obergartzem, sowie andere Orte bislang vor einem solchen Ereignis geschützt sind.

Am 16. Februar diesen Jahres stellte der Erftverband in Ausschuss für Planung, Verkehr, Umwelt- und Klimaschutz (ehemaliger Stadtentwicklungsausschuss) sein Hochwasserschutzkonzept (Link) für die beiden Orte vor.

Nach ausführlicher Untersuchung verschiedener Varianten kommt der Verband zu dem Schluss, dass nur das Naturareal (sog. Trockenbecken) einen wirksamen Schutz gegen Hochwasser bietet.

Diese Einschätzung teilt die Fraktion der Grünen im Mechernicher Rat zwar in vollem Umfang, allerdings sind wir auch der Meinung, dass eine vollumfängliche Aufklärung der Bürger:innen selbstverständlich erfolgen muss. 

Leider wurde die Diskussion im Anschluss von den Ausschussmitgliedern u.a. Johannes Ley (CDU) und Bertram Wassong (SPD) derart emotional geführt (Wassong: „Der See ist für Kommern identitätsstiftend.“), dass es zu keiner Entscheidung kam und zunächst nur die Bürger:innen befragt werden sollen.

Wir vertreten die Auffassung, dass der Hochwasserschutz der Bevölkerung oberste Priorität hat. 

Es gibt Bürger in Kommern und Obergartzem, die sich nicht mehr, in einem finanziell vertretbaren Rahmen, gegen Hochwasser versichern können. Ein erneutes Hochwasser wäre hier existenzbedrohend!

Des Weiteren haben wir den Eindruck, dass wesentliche Bestandteile des Konzeptes von einigen Ausschussmitgliedern nicht verstanden wurden.

Bei der Anlage eines Naturareales (sog. Trockenbecken) wird zunächst das Wasser entfernt und unten im Damm eine Drossel eingebaut. Im Normalfall würde der Bleibach so ungehindert als Bachlauf durch das Becken fließen. Die restlichen Bereiche würden grün angelegt, auch ein kleiner Teich könnte darin Platz finden. Auch könnten diese Bereiche als Vergrößerung des Mühlenparkes genutzt werden.

Käme es zu einem Starkregenereignis, so würde nur soviel Wasser aus dem Becken entweichen, wie der Bach schadlos tragen kann (Drossel). Fließt mehr Wasser in das Becken, so würde sich dies über Stunden anstauen. Der immense Zeitvorteil, und das ist hier entscheidend, sollte jedem einleuchten, der die bisherigen Variationen des Überlaufes bevorzugt. Ein Ausbaggern des Sees, was immer wieder in den Raum geworfen wird, hat demzufolge auch nur die geringe Wirkung, die die bisherige Absenkung um einen Meter auch schon hatte.

Neben dem Hochwasserschutz spielen aber auch ökologische Aspekte eine Rolle. Ein Absinkbecken und als das muss man den Mühlensee bezeichnen, greift sehr stark in die Gewässerökologie ein, da wichtige Bestandteile nicht mehr im Bach ankommen.

In den letzten 3 Sommern war der Bleibach über mehrere Wochen ausgetrocknet. In Obergartzem kamen die Kinder mit Eimern voll verendeter Fische angerannt und „beglückten“ ihre Eltern damit. Hitze und die unnatürlichen Wasserverhältnisse (Stichwort: Burgfeyer Stollen) in Blei- und Veybach spielen hier sicher eine große Rolle. Aber wurde das Austrocknen nicht auch mit der Absenkung des Mühlensees um einen Meter erkauft?

Die Realisierung des Mühlensees  in den 1960er Jahren als Bleisandabsetzbecken war damals gut und richtig. Diese Funktion erfüllt er laut den Experten des Erftverbandes heute nicht mehr in dem Umfang. Heute könnte der Bereich, als Naturareal ausgeführt, den Bürger:innen den wirksamen Hochwasserschutz bieten, den sie so dringend benötigen.

Grundsätzlich unterstützen wir die Forderung des Ausschusses vor einer Entscheidung zu einer Bürgerversammlung einzuladen, rufen aber zudem die im Juli 2016 vom Hochwasser stark betroffenen Bürger:innen aus Orten am Bleibach auf, mit uns in Verbindung zu treten und uns ihre damalige Situation zu schildern. Wir werden diese Informationen bündeln und den maßgeblichen Gremien vorlegen. Diese Informationen können auf Wunsch selbstverständlich auch vertraulich behandelt werden.

Unsere Kontaktdaten:

eMail: fraktion@gruene-mechernich.de

Postanschrift: Grüne-Fraktion, Bergstraße 17, 53894 Mechernich

 

Eine verkürzte Version dieses Artikels ist am 12.03.2021 auch im Mechernicher Bürgerbrief erschienen:

Hier können Sie ihn nachlesen

1 Kommentar

  1. Hans-Josef Wolf

    Die Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugt mich. Ein Biotop würde besser aussehen als die braune Teichbrühe und die Anrainer in Kommern, Firmenich und Obergartzem vor Hochwasserschäden wirksamer schützen. Bin für diesen Umbau.

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